
Die Geschichte des Smart Home ist noch sehr jung. Das vernetzte Wohnen hat sich vor über 60 Jahren maßgeblich aus dem gewerblich genutzten Bereich entwickelt. Wichtig für ein vernetztes Gebäude waren von Anfang an die Kriterien, dass es auf offenen technischen Standards basieren, problemlos erweiterbar und zukunftsorientiert sein musste.
Inhaltsverzeichnis Historie Smart Home
1939: Elektrisches Haus der Zukunft
Die Idee, dass ein Haus automatisch und selbständig Funktionen übernehmen und agieren sollte, die gibt es schon länger. So erschien beispielsweise 1939 ein Artikel im „Popular Mechanics Magazine“ über „Das elektrische Haus der Zukunft“.
Der Autor, George H. Bucher, beschreibt darin ein vernetztes Haus, in dem sich Türen automatisch öffnen, Gäste über eine Sprechanlage vom Haus persönlich begrüßt und sich die Beleuchtung entsprechend den Bedürfnissen der Bewohner verändern würde.
1963: Erste smarte Industrie-Gebäude
Den Ursprung wirklich vernetzter Gebäude findet man erst in den 1960er Jahren. Damals wurden erstmals Störmeldesysteme in größeren Gebäudeeinheiten über die konventionelle Elektroinstallation realisiert.
1973: Gebäude mit SPS-Zentralrechner
Die speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) kam im Jahre 1973 auf den Markt und wird seither auch zur Steuerung von Smart Homes eingesetzt. Sie setzt auf eine Zentraleinheit, die die gesamte angeschlossene Peripherie steuert.
1991: EIB - unabhängiger Standard für Häuser/Wohnungen
1991 wurde der offene EIB/KNX-Bus-Standard gegründet. 2002 wurde ein verbindlicher und herstellerunabhängiger KNX-Standard verabschiedet. Diese gewerkeübergreifende Vernetzung von Heizung, Kühlung, Lüftung, Verschattung und Beleuchtung wurde von Berker, Jung, Gira, Merten und Siemens initiiert. Offen bedeutet dabei, dass Geräte verschiedener Hersteller miteinander vernetzt werden können.
Anfang der 1990er Jahre, vor allem von 1991 bis 1994, war die Aufteilung unter den Herstellern wie folgt: Berker stellte hauptsächlich KNX Schalter her, während Gira sowohl KNX Schalter als auch KNX Aktoren auf den Markt brachte. Die Firmen Jung, Merten und Siemens setzten ebenfalls auf KNX Aktoren und KNX Taster.
Ziel der Zusammenarbeit war es von Beginn an, ein herstelleroffenes System zur Vernetzung und Steuerung von beliebigen Gebäuden – also sowohl Gewerbebauten als auch Privathäusern – zu schaffen. Zu dieser Zeit gab es noch kein nennenswertes Internet, wobei die Fernsteuerung schon damals über Telefonleitungen und erste Modems möglich wurde..
2002: Erste gehobene und Luxus-Häuser mit KNX
Im Jahre 2002 wurde aus dem EIB- der KNX-Standard. Zu dieser Zeit wurden gerade Luxus-Häuser und Villen mit KNX-Technik zu hohen Preisen ausgestattet. Wobei zu Beginn nur Grundfunktionen zur Steuerung von Heizung, Lüftung, Jalousien/Rollläden und Dimmen von Lampen zur Verfügung standen. Aus dieser Zeit stammt auch die KNX-Software ETS2, die damals unter Windows XP lief und nicht immer stabil war.
2005: Haus der Gegenwart in München
Aufgrund seiner flexiblen Nutzung und vernetzten Steuerung war das Haus der Gegenwart, das anlässlich der Bundesgartenschau in München-Riem 2005 gebaut wurde, eine tatsächliche Weiterentwicklung eines herkömmlichen Hauses. Alle elektronischen Vorgänge im Haus ließen sich erstmals zentral steuern.
Für mich (Frank Völkel) war das sowohl technisch als auch von der Architektur her ein Maßstab, mein Privathaus – siehe auch „Traum vom Haus als Maschine“ – in dieser Art am Münchner Stadtrand zu bauen und umzusetzen.
Mit der kompletten Vernetzung über das KNX-Bus-System kam immer häufiger bei anspruchsvollen Bauherren der Wunsch auf, die komplette Steuerung ihres Hauses über grafische Oberflächen (Visualisierung) an einem Touchscreen an der Wand übernehmen zu können.
Aus technischer Sicht gab es neben dem Gira Homeserver 3 auch den Enertex EibPC, die gehobene Ansprüche einer ganz speziellen Klientel bedienen konnten. Zu diesem Zeitpunkt war „Smart Home“ im Hausbau für die meisten Menschen noch ein Fremdwort und nicht einmal in Sichtweite.
2008: Haus V im Landkreis München
Das Haus mit seiner markanten futuristischen Form ist nahezu autark in seiner Energiebilanz und richtet sich nach den Bedürfnissen seiner Bewohner. Es ist mit technischen Raffinessen gespickt: Dazu gehören ein zentraler Technikschacht, der sämtliche Leitungen – das Nervensystem des Hauses – für Elektrik, Steuerung, Heizung, Lüftung und Kühlung enthält.
In der kalten Jahreszeit bleiben die Fenster automatisch zu, eine Wohnraumlüftungsanlage sorgt für gutes Klima im ganzen Haus. Jalousien spenden Schatten im Sommer und zusätzliche Dämmung im Winter.
Von 2006 an errichtete eine sehr kleine Gruppe privater individueller Bauherren im deutschen Sprachraum (DACH-Raum) ihre ersten KNX Smart Homes. Da es keinerlei Know-How oder Support sowohl von Architekten als auch vom Handwerk gab, war die Anzahl der errichteten Gebäude sehr gering.
Firmen wie z.B. ABB, Berker, Gira, Siemens und Theben hatten zu dieser Zeit schon eine Vielzahl an Komponenten und Produkten für echte Smart Homes im Angebot. Die damals frisch erschienene KNX-Software ETS3 brachte deutliche Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger ETS2.
2015: Smart Home mit KNX für alle Generationen
Im Jahre 2015 gab es bereits mehr als eine Million vernetzte Gebäude in Europa. Mittlerweile hält der Markt mehr als 7.000 Produkte von über 400 Firmen für die Vernetzung von Wohnungen/Gebäuden bereit. Auch ältere Häuser lassen sich zu einem Smart Home um- und aufrüsten.
Die meisten vernetzten Häuser werden mit ETS4- (bis 2012) und später mit der ETS5-Software programmiert.
2024: Über 2 Prozent der Einfamilienhäuser im Neubau
Aufgrund der stark gesunkenen Preise für KNX-Komponenten, der noch größeren Auswahl unter den Herstellern und einer starken Akzeptanz unter den Bauherren und Bauträgern hat sich das Smart Home mit KNX mittlerweile auch im mittleren Preissegment beim Hausbau durchgesetzt.
Gegenüber proprietären Systemen einzelner Hersteller (wie zum Beispiel Loxone, LCN, Busch-Jaeger free@home etc.) ist KNX das einzige System zur herstellerunabhängigen und langfristigen Planung im Neubau und bei Sanierung von Altbauten.
Wie schon in den vorangegangenen Jahren fehlt vielen Bauherren der Überblick über die Möglichkeiten beim Smart Home im Neubau. Deshalb entstehen trotz der bestehenden technischen Lösungen und dem Gewerke-übergreifenden KNX-Standard immer noch viele Häuser unvernetzt und ohne Zukunftsfähigkeit im Hinblick auf Erweiterungen, Updates und Individualisierungen.
Elektrische Türen/Tore: Alles integriert und steuerbar
In den vergangenen 5 Jahren hat sich mehr im Bereich Smart Home für den Neubau getan als in den vorangegangenen 25 Jahren! Jeder Bereich in einem Gebäude/Haus lässt sich jetzt über die zentrale Steuerung anbinden und damit steuern. Dazu zählen Türen, Fenster, Tore und auch die Außenbereiche wie Pool, Carport und Garten mit Pflanzen sowie Bäumen.
Highend Smart Homes 2025: Häuser und Wohnungen
Im gehobenen und Highend-Segment beim Neubau und der Sanierung von Häusern hat sich KNX als Bussystem und das DALI-System bei der kompletten Beleuchtung durchgesetzt.
Verschlüsselte Funk-Übertragung zur Nachrüstung älterer Gebäude
Mit der zunehmenden Vernetzung im Smart Home steigen die Anforderungen an die Sicherheit. Es tauchen jetzt immer mehr Geräte und Komponenten mit dem Standard „KNX Data Secure“ auf dem Markt auf. Dieser Standard verhindert eine Manipulation der gesendeten Informationen durch Verschlüsselung.